Berlin: Mauerweg

Der Berliner Mauerweg gehört mit Sicherheit zu den TOP-Radwegen weltweit. Das liegt einerseits an der historischen Dimension. Schließlich verläuft der Weg auf einer Strecke von reichlich 160 Kilometern rund um und durch das im Kalten Krieg in Ost und West geteilte Berlin.

Fernsehturm
Berlin: Fernsehturm (Bild 1)
Brandenburger Tor
Berlin: Brandenburger Tor (Bild 2)

Andererseits ist der landschaftliche Reiz des Weges immens. Über weite Teile verläuft die Strecke entlang von Flüssen und Seen, durch Wälder, Wiesen und Auen. Diese Abschnitte vermitteln heutzutage ein idyllisches Bild, das im krassen Kontrast zu der Zeit steht, als hier die scharfe Trennlinie zwischen den Systemen verlief.

Im Süden von Berlin: Blick in Richtung Neukölln
Im Süden von Berlin: Blick in Richtung Neukölln (Bild 3)
Im Norden: Gedenkstätte Wachturm bei Frohnau
Im Norden: Gedenkstätte Wachturm bei Frohnau (Bild 4)
Blick zur Glienicker Brücke bei Potsdam
Blick vom Schloss Babelsberg zur Glienicker Brücke bei Potsdam (Bild 5)

Die Strecke

Berliner Mauer 1961 - 1989
Kennzeichnung des Verlaufes der Berliner Mauer im Innenstadtbereich (Bild 6)

Online-Karte, Höhenprofil


Hinweise zur Strecke

Die Strecke lässt sich im Uhrzeiger- oder entgegen des Uhrzeigersinns befahren. Die reichlich 160 km muss man auch nicht an einem Tag fahren. Je nach Startort, Lust und Laune kann man einzelne Abschnitte in Angriff nehmen und sich zum Transfer des reichhaltigen Netzes an S-Bahnen, Regionalbahnen und öffentlicher Fähren bedienen.

Der Untergrund variiert zwischen Radwegen, Straßen mit Asphalt und Kopfsteinpflaster, Forstwegen und und sandigen Pfaden. Eine Befahrung ist mit Mountainbikes, Trekkingbikes und Gravelbikes überhaupt kein Problem. Für Rennrad sind einige Abschnitte nicht geeignet.

Ich habe ein paar wenige Abweichungen vom „offiziellen“ Mauerweg in meine Strecke eingebaut wie folgt, weil ich dem tatsächlichen Grenzverlauf etwas näher folgen wollte:

  • Steinstücken bei Potsdam: Stichweg hinein und heraus in die ehemalige Exklave
  • Potsdam-Babelsberg: Abstecher zu Mauerrest am Griebnitzsee, Weiterfahrt auf Mauerweg derzeit nicht möglich, da der schöne Weg am Griebnitzseeufer gegenwärtig durch einige Anwohner gesperrt ist, Öffnung unwahrscheinlich (Bild 10)
  • Potsdam-Babelsberg: Abstecher zum Schloss Babelsberg mit tollem Blick zur Glienicker Brücke (siehe Bild 5), teilweise muss das Rad im Park geschoben werden
  • Großglienicke: kurzer Abstecher an den Glienicker See bei Mauerresten (Bilder 13 und 14)
  • Eiskeller: Abstecher in die ehemalige Enklave
  • Kleinmachnow/Nikolassee: direkterer Verlauf auf der ehemaligen Grenze (Waldpfade mit Wurzeln)
  • Kleinmachnow/Dreilinden: Strecke auf ehemaliger Autobahntrasse des Zubringers zur AVUS (Bild 22), dadurch Fahrt durch Enklave Albrechts Teerofen möglich (Bild 8 und 9)

Wir haben die Strecken im Uhrzeigersinn in mehreren Etappen befahren. Dabei war unser Ausgangspunkt der Campingplatz Süd am Teltowkanal bei Dreilinden. Dort kann man einerseits zelten, im Wohnmobil schlafen oder in den Zimmern übernachten, die früher zum DDR-Wasser-Grenzübergang Dreilinden gehörten. Heute ein idyllischer Ort.

Teltowkanal bei Dreilinden
Teltowkanal bei Dreilinden (Bild 7)

Der Kontrast könnte nicht größer sein zum Zustand, als die beiden Ufer zum Todesstreifen gehörten. Das ist zum Beispiel hier gut dokumentiert: https://www.chronik-der-mauer.de/grenze/174969/dreilinden

Bericht

Wir starten entlang des Teltowkanals in Richtung Potsdam. Dabei überqueren wir die alte Autobahnbrücke Dreilinden und gelangen zu Albrechts Teerofen. Aha, ein Namensvetter von uns.

Albrechts Teerofen
Bild 8
Albrechts Teerofen
Bild 9

Entlang des Mauerweges sind immer wieder solche Informations- und Schautafeln aufgestellt. Sie erinnern an die mörderischen Ereignisse, die mit dem Schießbefehl an der Mauer zusammenhängen. An einzelnen Stellen passieren wir alte Mauerreste, die zum Gedenken stehen gelassen wurden.

Griebnitzsee
Griebnitzsee bei Potsdam-Babelsberg (Bild 10)

Spannend ist die Überfahrt über die Glienicker Brücke bei Potsdam. Hier wurden in der Zeit des Kalten Krieges mehrere spektakuläre Agentenaustausche zwischen Ost und West durchgeführt. Heute rollt der Verkehr inklusive vieler Radfahrer über die Brücke.

 Glienicker Brücke
Glienicker Brücke (Bild 11)

Die folgende wunderschöne Strecke führt immer am Wasser entlang bis zum Wannsee.

Wannsee
Wannsee bei Kladow (Bild 12)

Hier nutzen wir die Fähre von Kladow nach Wannsee, um unsere erste Etappe zu beenden. Die Linie F10 ist Teil des öffentlichen Nahverkehrs und fährt tagsüber stündlich.

Weiter geht es am nächsten Tag in nördlicher Richtung. Bei Großglienicke finden sich wieder Reste der Mauer mit entsprechenden Erläuterungen.

Bild 13

Der Streckmetallzaun ist inzwischen durchlässig. Die Chance lassen wir uns nicht entgehen.

Bild 14

Auf dem weiteren Weg bauen wir einen Schlenker zur ehemaligen Enklave Eiskeller ein. Hier weicht unser Weg etwas vom offiziellen Mauerweg ab.

Unterwegs gibt es immer wieder Badestellen. Wenn man an heißen Tagen unterwegs ist, hat man willkommene Gelegenheiten zur Abkühlung.

Badestelle in der Nähe der „Bürgerablage“ an der Havel (Bild 5)

Weniger friedliche Erinnerungen werden an den folgenden Kontrollstellen und Wachtürmen hervorgerufen.

Im Westen von Berlin: der ehemalige Übergang von Spandau nach Staaken (Bild 16)
Gedenkstätte Wachturm bei Nieder Neuendorf (Bild 17)

Nach dem nördlichsten Bereich des Mauerweges verläuft die Strecke dann über weite Teile durch städtische Viertel in Richtung des Zentrums von Berlin. Der Berliner Fernsehturm auf dem Alexanderplatz ist immer wieder ein markanter Wegweiser.

Genau auf der Mauer im Zentrum von Berlin: Spreebogen in der Nähe des Reichstages (Bild 8)
Straßenschluchten in der Berliner Innenstadt (Bild 19)

Ein weiterer legendärer Ort ist der berühmte Checkpoint Charlie im Herzen von Berlin. Hier werden die Erinnerungen sehr lebendig wachgehalten.

Checkpoint Charlie: ehemaliger Übergang vom amerikanischen in den sowjetischen Sektor von Berlin (Bild 20)

Auf den Straßen und Bürgersteigen ist nun mit Pflastersteinen der Verlauf der Mauer markiert. Ansonsten erinnert hier nichts mehr an die jahrzehntelange Teilung der Stadt. An einem Café auf der Strecke kann man wahlweise in Neukölln oder Alt-Treptow sitzen.

Mengerzeile, Ecke Harzer Straße (Bild 21)

Es ist noch eine lange Fahrt über Schönefeld und den südlichen Bogen zurück an den Ausgangspunkt unserer Reise auf dem Mauerweg. Zum Abschluss wartet noch ein kleines Highlight auf uns. Die Fahrt auf der alten Trasse der Autobahn bei Dreilinden.

Alter Zubringer zur AVUS (Bild 22)

Eine spannende Reise geht zu Ende, angefüllt mit Eindrücken verschiedenster Art. Nachdenkliche Töne mischen sich mit hoffnungsfrohen Gedanken darüber, dass wir es in Deutschland mit friedlichen Mitteln geschafft haben, unser geteiltes Land wieder zusammenzuführen.

www.berlin.de/mauer/mauerweg/

www.chronik-der-mauer.de

https://radreise-wiki.de/Berliner_Mauerweg

Mauerweg by Hendrik Engelhardt

https://www.radfahren-macht-spass.de/radtouren/mauerradweg/

GPS

komoot

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Danke

Anregungen zu dieser Tour verdanke ich Michael C. Müller, Henry Bittner und meinem Cousin Achim Voget. Danke für eure Hinweise.

Last but not least: die Initiative zum Entstehen des Mauerweges geht im wesentlichen zurück auf Michael Cramer. Er hat dazu auch ein Bikeline Buch herausgegeben:
– Berliner Mauer-Radweg im Esterbauer Verlag
– erhältlich auch bei AMAZON